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Shift 2 Unleashed

Shift 2 Unleashed Review

Mitte März hatten wir die Möglichkeit, im Rahmen des Community Days nach Guildford, England zu reisen und uns selbst ein Bild von Shift 2 Unleashed zu machen. Die von uns getestete Version entspricht im Grunde der Verkaufsversion. Zudem war Lead Designer Andy Tudor zugegen, der uns in das Spiel und dessen neue Features einführte und unsere Fragen dazu beantworten konnte.



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Grafik

Wie man recht schnell erkennen wird, verwendet Shift 2 die Grafikengine des Vorgängers, der vor zwei Jahren mit hohem Detailgrad (insbesondere bei den Fahrzeugen), tollem Geschwindigkeitsgefühl und wunderschön modellierten Cockpits bestach und sich auch heute noch nicht verstecken braucht. Dementsprechend muss man schon genau hinschauen, um Unterschiede und Weiterentwicklungen auszumachen. So werden nun der von vorausfahrenden Fahrzeugen aufgeschleuderte Dreck oder tote Insekten durch formschönen Splatter auf der eigenen Windschutzscheibe dargestellt.

Auffällig sind auch die verbesserten Lichteffekte: bei Rennen in der Dämmerung blendet die tiefstehende Sonne regelrecht, was gerade in den Bergaufpassagen von neuen Strecken wie Bathurst die Sicht auf die Strecke teilweise enorm erschwert.

Nachtrennen

Doch auch ohne Sonne wird es nicht einfacher. In Nachtrennen, einem der neuen Features, erlebt man die Strecken von einer ganz anderen Seite. Die Umgebung ist, je nach Landschaft, bis auf ein paar spärlich gesetzte Lichtquellen stockdunkel. Objekte am Streckenrand lassen sich, wenn überhaupt, nur schemenhaft wahrnehmen, und vom eigenen Wagen sind oft nicht mehr als die Rücklichter oder die Instrumente zu erkennen. Der Rest des Bildschirms ist schlichtweg schwarz, wodurch eine bedrohliche, unheimliche Stimmung aufkommt, besonders wenn man von den Scheinwerfern der Verfolger erfasst und regelrecht in die Dunkelheit gejagt wird. Nur die Lichtkegel der eigenen Frontleuchten lassen hierbei den Streckenverlauf erahnen, doch gerade mit abgeschalteter Ideallinienmarkierung reichen diese nicht aus, um schwierigere Strecken wie die Nordschleife bei hohen Geschwindigkeiten meistern zu können. Hier ist sicherlich perfekte Streckenkenntnis und viel Übung notwendig.

Helmkamera

Wem die Nachtrennen an sich noch nicht genug Herausforderung sind, der darf sich an der neuen Helmkamera versuchen. Diese basiert im Grund auf der Cockpitperspektive, dazu werden aber noch die Umrisse eines Helmes an den Bildschirmrändern dargestellt und die Position der Kamera entsprechend der Fahrerposition justiert. Zusätzlich wird noch die Kopfbewegung des Fahrers simuliert – nähert man sich einer Kurve, orientiert sich die Kamera automatisch in Richtung Scheitelpunkt und neigt sich entgegen den Fliehkräften, ganz, wie es "echte" Rennfahrer auch machen.

Was sich in der Theorie noch recht praktisch anhört, entpuppt sich anfangs aber als sehr irritierend: während man gerade auf eine Kurve zufährt, dreht sich die Kamera bereits in Kurvenrichtung, wodurch man das Gefühl hat, der Wagen würde bereits einlenken. Dadurch, dass die Kamera relativ starr in Richtung Scheitelpunkt zeigt, erhält man zudem kaum Feedback, wie weit denn die Räder tatsächlich eingeschlagen sind, was gerade bei Stadtkursen gerne mal Einschläge in die Leitplanken zufolge hat.

Während man in der normalen Cockpitkamera selbst den Blick auf den Kurvenscheitel richten könnte, wird einem in der neuen Ansicht der Blickwinkel vorgegeben – diese Kamerabewegung wirkt zwar sehr realistisch, erfordert aber einiges an Eingewöhnung. Am hilfreichsten wirkt die Helmkamera ohnehin im Driftmodus, wo sich die Kamera automatisch in Fahrtrichtung orientiert und dadurch auch endlich die Innenansicht "driftbar" macht.

Physik / Schadensmodell

Wem Shift 2 Unleashed dadurch noch nicht schwierig genug ist, der darf sich auch auf eine neue Physikengine freuen. Dadurch rückt das Spiel (insbesondere im neuen Elite-Handlingmodus) noch näher an die Konkurrenz in Form von Forza 3 oder Gran Turismo 5 heran.

Shift-Veteranen werden zudem feststellen, dass die Fahrzeuge merklich weniger rutschen. Generell wirkt die Fahrphysik sehr gut umgesetzt, die Unterschiede zwischen den einzelnen Fahrzeuglayouts sind klar erkennbar und gerade die Beherrschung von leistungsstärkeren Wagen (die teilweise deutlich über 1000 PS aufbieten) ist selbst mit aktivierten Fahrhilfen kein leichtes und bietet auch Simulationsprofis genug Herausforderung.

Auswirkungen auf die Fahrphysik hat natürlich auch das Schadensmodell. Herumfliegende Karosserieteile sind schon aus dem Vorgänger bekannt, dazu gesellen sich nun aber auch noch Reifen, die sich allerdings mit einem Druck auf die Reset-Taste wieder wie von Geisterhand anmontieren lassen.
Zusätzlich wird auch der Reifenverschleiß simuliert. Da allerdings keine Boxenstopps durchgeführt werden können, verschleißen die Reifen immer proportional zur Rennlänge (je länger ein Rennen dauert, desto langsamer bauen die Reifen ab).

Spektakulär sind auch die Überschläge, die so im Vorgänger nicht zu sehen waren: Kommt man quer von der Strecke ab, kippt das eigene Gefährt sehr schnell auf eine Seite, und gerade bei höheren Geschwindigkeiten ist eine Rolle seitwärts dann nicht mehr zu verhindern. Auch Motorplatzer sind möglich – einfach zu lange die Motordrehzahl in den Begrenzer gejagt und das Rennen wird mit einer leider sehr nüchternen und unspektakulären Textmeldung "Motor geplatzt" beendet.

Karriere

Der Karriereweg folgt klassischen Pfaden - gestartet wird mit vergleichsweise langsamen Schüsseln wie einem Golf GTI, die nach jedem Rennen weiter aufgemotzt werden dürfen. Mit der Zeit schaltet man weitere Events, Ligen und bis zu 100 Fahrzeuge frei, bis man letztendlich das Finale, die neu lizensierte FIA GT1-Serie erreicht hat. Mit jeder beschrittenen Stufe auf der Karriereleiter wird dabei ein neuer "Bossgegner" vorgestellt, bei dem es sich meist um einen Fahrer aus dem Team Need for Speed, wie Chris Rado oder Mad Mike Whiddett handelt. Bei einem Sieg über diese gewinnt man den jeweiligen Wagen des Fahrers, doch abgesehen davon ist eine Story nicht vorhanden.

Darüber hinaus werdet ihr die gesamte Karriere vom amtierenden Formula D Champion Vaughn Gittin Jr begleitet. In zahlreichen Videos stellt er euch neue Events oder Rennmodi vor und motiviert euch vor und nach Rennen über Boxenfunk. Dies wird auf Dauer allerdings auch nervig – gerade wenn der Driftmodus zum ersten Mal gestartet wird, werden einige Einführungs- und Trainingsvideos abgespielt (die zudem nicht abgebrochen werden können).

Wem die Rennen gegen nur einen Kontrahenten zu langweilig sind, der darf sich mit bis zu 15 Computergegnern um den Platz auf der Strecke streiten. Die KI wurde offensichtlich auch weiterentwickelt. So ist sie nach vor bemüht, möglichst schnelle Rundenzeiten hinzulegen, folgt aber nicht strikt der Ideallinie und neigt selbst zu gelegentlichen Fahrfehlern.
Solange ein Konkurrent nicht provoziert wird (wie etwa durch vorsichtiges Anklopfen an der Heckstoßstange), verhält sich dieser auch fair und versucht, Kollisionen zu vermeiden. Dies wirkt angenehm realistisch.
Erschwert wird der Rennfahreralltag allerdings dadurch, dass sich die KI sehr schnell an das Können des Spielers anpasst: Selbst auf niedrigeren Schwierigkeitsstufen kann man nur zwei bis drei Rennen in Folge problemlos gewinnen, bis sich die Konkurrenz insoweit angepasst hat, dass die nächste Podiumsplatzierung ein hartes Stück Arbeit wird.
Zudem ist das Kollisionssystem sehr zu Ungunsten des Übeltäters ausgelegt. Kommt es zu einem heftigen Einschlag, fliegt der Verursacher ebenso sicher wie der Getroffene von der Strecke.

Besonders in Multiplayer-Rennen kann es für besonnene Fahrer sehr genugtuend sein, dass der Rowdy noch tiefer im Kiesbett steckt als man selbst und dadurch Brake-Check-Manöver kaum noch Früchte davon tragen. Aggressive Fahrer werden zudem über die Matchmaking-Funktionalität mit ihresgleichen in die gleiche Sitzung gepackt und somit von den "vernünftigen" Rennfahrern getrennt.

Auch Shift 2 Unleashed verfügt nun über die aus Hot Pursuit bekannte Autolog-Funktion. Diese wirkt hier allerdings besser integriert, zum Beispiel werden euch neben den bekannten Autolog-Empfehlungen in jedem Ladebildschirm die Platzierungen unter euren Freunden, Spielern aus der Umgebung und weltweit angezeigt.

Spielmodi

Die verschiedenen Rennmodi gliedern sich auf in die bekannten Lap/Time Eliminator, Fahrerduell, normale Rennen, Time Attack sowie Drift. Neu hinzugekommen sind "Alt gegen neu", das das bekannte Herstellerduell um die Komponente "altes Fahrzeugmodell gegen aktuelles" erweitert sowie Catchup Pack und Catchup Duel. Bei diesen beiden Multiplayer-Modi sitzt ein Spieler in einem weit überlegenen Rennwagen und hat die Aufgabe, alle (oder nur den einen) Vorausfahrenden zu überholen. Letztere haben allerdings einen entsprechenden Vorsprung auf der Strecke, den der Jäger zunächst aufholen muss. In der Praxis wirkten diese Modi aber noch recht unausgereift, denn der Vorsprung der Gejagten war meist viel zu groß bemessen bzw. deren Fahrzeuge zu leistungsstark.

Tuning / Replays

Zusätzliche Tiefe erhält das Spiel über die erweiterten Tuningmöglichkeiten. So bieten sich zum einen einfach mehr Tuningoptionen, die zudem besser erklärt werden, um den Wagen an die jeweiligen Gegebenheiten anzupassen. Verschiedene Einstellungen können zudem parallel abgespeichert werden, wodurch für jede Strecke ein eigenes Setup erstellt und geladen werden kann. Außerdem ist es möglich, die Fahrzeuge on-the-fly während der Rennen zu tunen. Zusammen mit dem neuen Telemetrie-HUD lassen sich so die Auswirkungen der Schraubarbeit direkt, und ohne die Rennstrecke verlassen zu müssen, feststellen.

Ebenfalls direkt über das Pausenmenü ist nun die Replayfunktion zugänglich. Die letzten paar Minuten des Rennverlaufs sind so jederzeit verfügbar. Neu dazugekommen sind zudem eine Speicherfunktion und eine Uploadfunktion zu YouTube.

Fazit

Shift 2 Unleashed ist die konsequente Weiterentwicklung des Vorgängers – es gibt kaum einen Punkt, an dem das Spiel nicht angepackt und verbessert wurde. Große Neuerungen sucht man allerdings vergebens, das Spiel wirkt vielmehr wie eine Evolution des Vorgängers. Einige Makel, die schon an Shift 1 kritisiert wurden, wie fehlender dynamischer Tag-/Nachtwechsel, Wettereffekte oder Boxenstopps wurden allerdings nicht behandelt und stoßen negativ auf. Insgesamt wirkt Shift 2 Unleashed nun realistischer, aber damit auch weniger zugänglich für Simulationsneulinge, und nähert sich auf leisen Sohlen der etablierten Konkurrenz namens Forza Motorsport 3 und Gran Turismo 5 an. Diese sind zwar umfangreicher (nichts, was ein DLC nicht richten könnte) und mögen einen Ticken realistischer sein, aber in Sachen Fahrerlebnis und Präsentation bleibt Shift 2 unerreicht und ist gerade auf der PC-Plattform nahezu alternativlos. Auch wenn der Quantensprung im Vergleich zum Vorgänger ausfällt, wurde Shift 2 Unleashed in nahezu allen Aspekten weiterentwickelt und hat definitiv das Zeug dazu, sich gegenüber der Simulationskonkurrenz zu behaupten und eigene Akzente zu setzen.

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- Junkie



Über Shift 2 Unleashed könnt ihr auch in unserem Forum diskutieren:

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